Das böse Kind
Leopardenschreie treiben übers Schützenfeld.
Küstenwind trägt Wildtierduft in unseren Schlaf.
Vom Lama bespuckt, brüllt ein Tiger.
Unser Haus aber ist in Rot gebaut –
aus dreifach gebackenem Stein.
Wir fürchten nichts und schlafen tief.
Nebenan, mitten im Dorf, unter uns
da, wo alljährlich die Schützen feiern,
sonst aber nichts ist und niemand,
dort steht ihre hölzerne Wagenburg –
Buntes im leeren Grasland
in einen Kreis geschoben gegen die Gefahr.
Auf dem Schulweg begleitet es mich,
das dunkle und drahtige Kind,
und auch sein Schwesterstück –
zwitschernd in fremdem Zungenschlag.
Wir spielen auch, aber ich verstehe nicht.
Sicherlich, sie glichen den Indianern mit schwarzem Haar,
denen ich täglich träumend auf der Fährte war.
Mir war aber unwohl.
Schon die ganze Zeit.
Schlief ich doch in duftendem Leinen
und hörte meine Mutter
dröhnend auf der neuen Waschmaschine
zum Kaufmann reiten – jeden Tag.
Und jeden Tag glänzte meine Lederhose
wie von selbst poliert
in der heimischen Sonne.
Trilogie der Elemente
1. windkraft
schnitter der lüfte
schnitter der winde
hüter der atemlosigkeit
du zerhackst mit wucht
was uns durchläuft, umgibt -
mit brummenden motoren
hängst es im sommer
an nägeln
zu bunten schnüren
verzwirbelt
in deinem turm
zum trocknen auf
ein gutes geschäft:
schals, schleifen und schlingen
für unsere nackten hälse im winter
2. schneeflocke
schmutzflocke
aus aschestaub
und menschenmüll
schmelzsymmetrische
widerborstrotation
kerndreck im spinnematograph
wir mikroskopieren uns zu dir
und machen ein polaroid
von uns dreien
arm in arm in arm
3. vergebliche liebesmüh
trag mich nach hause
wiege mich
kein gramm fett zuviel
meine muskeln spiegeln sich
in ihrem muskelspiel
schlepp mich nach hause
kopf auf stein
mein hirn ist mir zuviel
stein auf kopf und kopf auf stein
und lass das pflastern sein
ich will vergessen / sein
ach liebste du
vergiss mich nicht
ich liebe hier so rum
ich liege hier so rum mein schatz
du schuldest mir ein herz
und ziellos blähn die muskeln sich
im liebes-/trainingsschmerz